Das Denkmal in Galilaa Mahnt

Symbol des Kampfes gegen Landraub der Zionisten

Als ich das erste Mal vor die- sem Denkmal stand, das direkt an der Chaussee liegt, die durch die Hügel im unteren Galiläa führt, hatten sich dort arabische Bauern des Ortes Sachnin im Fellachengewand zu einer Toten- gedenkstunde niedergelassen. Wem ihre Gebete galten, weiß ich nicht. Ich erfuhr aber, daß in jede Totenehrung jene drei Män- ner aus Sachnin eingeschlossen sind, die vor vier Jahren am 30. März ermordet wurden und hier auf dem kleinen Friedhof neben dem Denkmal ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Geschichte des Denkmals von Sachnin ist mit diesem Tag, dem Schicksal der Ermordeten sowie aller vertrie- benen arabischen Bauern ver- knüpft.

An jenem 30. März 1976 fand erstmals auf Anregung des „Na- tionalkomitees zur Verteidigung arabischen Bodens“ als Antwort auf die zionistische Okkupations- politik Israels der „Tag des Bo- dens“ statt. Damals demonstrier- ten Kommunisten und andere fortschrittliche jüdische und ara- bische Bürger, um gegen erneu- ten Bodenraub von 2000 Hektar darunter auch Land der Sach- niner Bauern — zu protestieren. Die „Sicherheitskräfte“ Begins wüteten, verhafteten und miß- handelten Hunderte, schössen scharf. Unter den Ermordeten waren drei Männer aus Sachnin. So konnte wohl kein besserer Ort für die Errichtung eines Denkmals gefunden werden, als die durch die Toten geheiligte Friedhofserde in Sachnin, genau unterhalb des Hügellandes, das die zionistische Regierung in Tel Aviv für „militärische Zwecke“ geraubt hatte.

Am dritten „Tag des Bodens“ 1979 wurde das Monument einge- weiht. Die auf einem anderthalb Meter hohen Basaltsockel ruhen- den quadratisch angeordneten Re- liefs aus Aluminiumguß zeigen Bilder der Grablegung der Opfer und der tiefen Trauer. Zugleich aber zeigen sie arabische Bäuerin- nen bei der Bestellung des Bo- dens und bei der Ernte. Mit dem daneben aufragenden, überdimen- sional gestalteten alten arabischen Pflug bringt das Werk zum Aus- druck: „Dieser Boden gehört dem arabisch-palästinensischen Volk. Wir werden ihn immer gegen Un- recht verteidigen.“

Das Denkmal von Sachnin stand auch am diesjährigen „Tag des Bodens“ im Mittelpunkt. Und dies aus ganz aktuellem Anlaß: Zur weiteren „Judaisierung“ der von Israel widerrechtlich besetz- ten Gebiete beschloß die Begin- Regierung erst dieser Tage die Enteignung weiterer. 5000 Hektar arabischen Bodens am Nordrand Jerusalems, um darauf sogenannte Wehrdörfer zu errichten. Und das gewissermaßen als „Antwort“ auf die Erklärung des UNO-Sicher- heitsrats, der den Landraub ein- deutig verurteilte.

Das Denkmal ist so Symbol der Anklage, aber zugleich auch der Solidarität im Kampf gegen zio- nistische Unterdrückungspolitik: Es wurde gestaltet von zwei Künstlern aus der Hafenstadt Haifa, dem Araber Abed Abdi und dem Juden Gershon Knispel. Ein tragischer und hoffnungsvol- ler Kontrast liegt .in diesem Kunstwerk. Abed Abdi sagte mir „Es entstand in der Hoffnung und Gewißheit, daß eines Tages die Gerechtigkeit und die Idee des schöpferischen Miteinander unse- rer Völker auch in Israel siegen wird!“

Annette Walter

source: Berliner Zeitung, 1980-03-29

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